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RBook & Die WELT

very good article in one of the leading german Newspapers “Die WELT”.Editor in Chief Ulf Porschartdt noted in great detail that RBook is more than a book about old Porsche. R Gruppe is a role model for individualism and a free spirit!

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Die rasende Bruderschaft der weisen Männer

Veröffentlicht am 08.07.2020 | Lesedauer: 5 Minuten Von Ulf Poschardt Chefredakteur

This photo is subject to German copyright law. Duplication, processing, distribution, or any form of commercialization of such material beyond the scope of the copyright law shall require the prior written consent of its respective author or creator. Downloads and copies of these pictures and other contents are not permitted without exception.

Nummernschilder wie „CPTKAOS“ warnen vor maßloser Selbstironie Quelle: Frank Kayser Die R-Gruppe wurde zur Jahrtausendwende in Kalifornien gegründet, um mit alten, verrosteten Porsche zu heizen. Dabei erfanden die Freunde des Luftgekühlten ein neues Rollenbild. 51

Als Heinz Erhardt 1957 anfing, zum Gesicht des erwachsenen deutschen Wirtschaftswunders zu werden, sah er, gerade 48 Jahre alt geworden, mehr oder weniger so aus wie bis zu seinen letzten Filmen. In den fantastischen Filmen „Witwer mit fünf Töchtern“, „Der Haustyrann“ oder „Natürlich die Autofahrer“ bebte der Stolz, ein alter, weißer Mann zu sein. Er ist Alleinherrscher, im Zweifel autoritär und auf interessante Weise (trotz der bei Erhardt stets aufblitzenden Abgründe) doch tief verunsichert über die gesellschaftlich vorgesehenen Allmachtsfantasien. Körperbau und Physiognomie spielen mit der Witzfigur, die er eigentlich sein könnte. Diese Typologie blieb: Günter Strack als Thirtysomething (in Hitchcocks „Zerrissener Vorhang“), Helmut Kohl, Herr Tönnies.

Sophie Passmanns Bestseller „Alte weiße Männer“ rechnete liebevoll mit einigen dieser Vertreter ab und privatisierte diese Abrechnung durch das Porträt ihres Vaters in dem Buch. Die Sozialdemokratin wurde für das Buch von allen Seiten umfassend kritisiert und machte doch den Punkt, weil sie die ehemalige Macht- und Repräsentationsinstanz endlich mit einer denunziatorischen Polemik vom Sockel holte und dennoch im Zweifel nur eine andere Art des alten, weißen Mannes vorstellbar werden lassen wollte. Ihr Denkmalsturz war hilfreich für jene alten, weißen Männer, die selbst an ihrer Rolle zweifelten.

The former combat diver Sean Teagues 3l RSR conversion

Das Leben ist ein langer Drift: Sean Teagues, ein ehemaliger Kampftaucher, in seinem RSR Quelle: Frank Kayser

Es folgt der Auftritt der R-Gruppe in Kalifornien, die sich zur Jahrtausendwende gründete als eine Art Versammlung nonkonformistischer Porsche-Fahrer. Es waren erwachsene Männer, die – eher in kreativen Berufen arbeitend – in umgebauten luftgekühlten Porsches durch Kalifornien heizten. Das war ein paar Jahre vor der Serie „Californication“, in der der andere weiße alte Mann seinen Auftritt in der Popkultur hatte. Hank Moody, der sexsüchtige, Porsche fahrende Schriftsteller und Ehrlichkeitsprovokateur, wird gespielt von David Duchovny, der damals schon 47 Jahre alt war. In einem Heinz-Erhardt-Film hätte er wohl den Sohn des gleichaltrigen Hamburgers gespielt oder den Verlobten der Tochter.

In der ersten „Californication“-Staffel gibt es eine Szene, die den kulturellen Übergang von einem alten, weißen Mann zum anderen symbolisiert, oder mehr noch: die Ablösung einer überholten Phänomenologie. Moody testet mit einer logischerweise superattraktiven Verkäuferin ein neues spießiges Porsche-Cabrio, als neben ihnen im Stau ein spießiges Ferrari-Cabrio hält, darin ein feister, doppelkinniger Glatzenmann, der seine junge, hübsche Frau anschreit. Moody unterbricht den alten weißen Mann, desavouiert ihn, die junge Frau lächelt ihn an und die Porsche-Verkäuferin verwöhnt Moody wenig später dafür im Auto.

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Nummernschilder wie „CPTKAOS“ warnen vor maßloser Selbstironie Quelle: Frank Kayser

Die R-Gruppe und ihre Mitglieder sind natürlich weniger poliert und gecastet und weniger Hollywood als in „Californication“, aber jenes Männerbild ist die Antithese zu Sophie Passmanns Buch, das damals noch gar nicht geschrieben war. Um es ein wenig theoretischer zu formulieren: Passmanns Bestseller reagiert auf dieselbe Front wie die lustigen, anarchischen, gut gelaunten „alten Säcke“ der R-Gruppe.

Die R-Guppe hat nur wenige Mitglieder und die Mitgliedsnummer 001 hat Steve McQueen bekommen. Der war schon längst tot als die Gruppe gegründet wurde, aber er ist der hoch oktanige Spiritus Rector: der Raser, der Rebell, der elegante Dissident, der Drahtige, der dem James-Dean-Mythos entsprechend früh starb. McQueens interessanteste Rolle war er selbst. Er war einer der wenigen Stars, deren „private“ Geste, Szenen und Posen noch mehr Sprezzatura hatten als seine ikonischen Rollen. McQueen, der aufgeputscht bis ans Limit, seinen Porsche 917 während der Dreharbeiten von „Le Mans“ mit über 380 km/h über die langen Geraden jagte.

Chad McQueen is a honorable Member of RGruppe he drives a blood orange 911 ST conversion

Chad McQueen fährt einen blutorangeroten 911 ST, sein Vater Steve (1930-1980) hat die Mitgliedsnummer 001 Quelle: Frank Kayser

Steve McQueen blieb ein kleiner Junge und war doch ganz Mann. Seine Regression hielt ihn lebendig und sexy und unerlöst. „Um bei uns dazuzugehören, muss man schon Nonkonformist sein,“ sagte Cris Huergas, Nummer 002, Mitbegründer und Präsident in einem Interview. Die Gruppe ist sich sicher: „Die Menschen da draußen verstehen uns nicht. Wir sind die R-Gruppe. Wir kennen keine Regeln, außer denen, die wir uns selbst geben.“

Die Autos der R-Gruppe rosten, so wie das Cabrio von Hank Moody, das Beulen und einen ausgeschlagenen Scheinwerfer hatte. Perfekte Sportwagen sind was für Unfreie. Aktuell ist auch eines der großen Probleme von Porsche, dass die Neuwagenkunden älter und älter und älter werden, und der frische und rebellische Charakter der Marke so immer weiter zurücktritt. Da helfen auch nicht die vielen, lobenswerten Klassiker-Aktivitäten und die Nischenprodukte namens GT2 RS und GT3 RS.

Kelly is one of the few female RGruppe members

Spielzeuge aus Zuffenhausen: Kelly ist eine der wenigen weiblichen Mitglieder der R-Gruppe Quelle: Frank Kayser

Die Infragestellung des alten, weißen Mannes hat in den nicht saturierten Milieus zu einer Infragestellung der Rollenbilder geführt. Und zu einer oft gnadenlosen Selbstoptimierung am Rande des Klischees oder des Berufsjugendlichen. Die Instagram-Accounts einiger marathonlaufender, veganer (gelifteter) reifer Männer haben die Grenze zwischen Koketterie und Farce aufgelöst. Die R-Gruppe will das nicht. Deswegen sind auch die Fotos von Frank Kayser in dem neuen Standardwerk zum Thema so wunderbar. Sie sind rau und humorvoll, ohne falschen Ernst vor sich selbst.

Gegen den engen Zwang des Oldtimerlichen setzen die Kalifornier den Geist einer zwanglosen Bruderschaft. Es ist der Versuch, ein Maximum an Freiheit mit einem Minimum an sozialen Ritualen zu leben. Und Männern den Weg zu weisen, das Erwachsensein nicht als Kerker, sondern als Krönung zu verstehen.

Frank Kayser: theRBook, 580 Seiten, 180 Euro.

Zu bestellen über: www.theRBook.com